Geschichte des Hannoverschen Vogelschutzvereins von 1881 e.V.

Foto S. Lange

 

Im Jahr 1881 wurde der Hannoversche Vogelschutzverein (HVV), der heutige NABU-Hannoverscher Vogelschutzverein e.V. in Hannover gegründet. Damit ist der

HVV die älteste lokale Vogelschutzgruppe in Deutschland.

Die erste Vorstandssitzung fand am

9. November 1881 statt, zum ersten

Vorsitzenden wurde Senator Henricus

Haltenhoff gewählt, der spätere

Stadtdirektor von Hannover.

Die Aufgaben und Ziele der damaligen

Arbeit waren im Wesentlichen

vogelkundliche Führungen, die

Aufhängung von Nistkästen,

Winterfütterung, Einrichtung und

Betreuung von Vogelschutzgehölzen

und die Bekämpfung von Vogelfängern.

 

 

 Der erweiterte Vorstand des HVV um 1930

 

Die Aktiven des HVV verfolgten noch heute aktuelle Ziele des Vogelschutzes

und engagierten sich auch über den lokalen Bereich hinaus. In der Festschrift

zum 25-jährigen Bestehen wird im Jahr 1906 der Lebensraumverlust der Vögel

durch die Ausdehnung der Siedlungsbereiche zu Lasten "der Gartenanlagen, Gemüseäcker und der uralten Bäume und Gebüsche" beklagt. Auch die

Verwendung von Vogelbälgen und Federn für die Mode, der Fang von Drosseln

in Schlingen sowie der Vogelfang im Süden Europas wurden stark kritisiert.

Dabei wandte sich der einflussreiche Verein mit seinen Forderungen an den

Rat der Stadt Hannover und 1898 sogar mit einer Petition zur Verbesserung

des Vogelschutzgesetzes an den Reichstag.

 

Im Jahr 1908 trat das neue Reichsvogelschutzgesetz in Kraft, das unter

anderem den Fang von Drosseln in Schlingen, den sogenannten

"Dohnenstiegen", beendete. Hier leistete der HVV wichtige Lobbyarbeit.

Selbst während des Zweiten Weltkriegs wurde versucht, das Vereinsleben

und die Vogelschutzarbeit fortzusetzen.

 

 

In der Zeit nach 1945 konnte der HVV anfangs wohl nur Vogelführungen

unternehmen. Erst ab den 1960er Jahren entwickelte sich wieder ein

Vereinsleben mit Exkursionen und Mitgliederrundbriefen.

1977 trat der HVV dem Deutschen Bund für

Vogelschutz (DBV) bei, dem heutigen

Naturschutzbund e.V. (NABU). Ab 1979

engagierte sich ein neuer Vorstand, mit dem

Vereinsheft "Info", mit Jugendarbeit, vielen

Aktivitäten in der Natur sowie Kopfbaumpflege,

der Erfassung und Betreuung von

Schleiereulen, Steinkäuzen und Eisvögeln.

Kontakte zu den Verwaltungen und den

Politikern von Hannover, Hemmingen,

Laatzen, Lehrte, Pattensen und Sehnde

wurden aufgebaut. Mit der

Verbandsbeteiligung und eigenen Initiativen

wurde bereits im frühen Stadium von

Planungen versucht, Eingriffe in die Natur

kritisch zu begleiten.

 

 

 

 

 

 

 

Jubiläumsheft 1981

 

Daneben wurden eigene Initiativen zur Ausweisung von Schutzgebieten gestartet.

Die Naturschutzgebiete „Alte Leine“ und„Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen“ wären ohne den Einsatz des NABU-HVV gemeinsam mit der NABU-Gruppe Laatzen gar nicht oder erst viel später ausgewiesen worden.

 

Das Jubiläumsheft "100 Jahre Hannoverscher Vogelschutzverein" (1981) zeigt

das von fachlichem Kenntnissen und großem Engagement getragene Auftreten

des HVV. Dabei wurde deutlich, dass der HVV den Übergang von einem

"Vogelschutzverein" zu einem „Naturschutzverein“ geschafft hatte. So wurde

neben Beiträgen zum Vogelschutz und der Vogelkunde auch über die Flora

der Hochmoore, die Situation der Lurche und der Kleinfische sowie der

Fledermäuse in der Region Hannover berichtet.

 

 

Das seit 1990 veröffentlichte Mitgliederheft

„HVV-Info“ (Redaktion: Konrad Thye) gibt

einen Überblick über die vielfältigen

Aktivitäten wie z.B. Stellungnahmen zum

Ausbau desMittellandkanals und zur Bebauung des Kronsbergs, eine Initiative für die Verbesserung

des Nahrungshabitats des Weißstorchs in

Wülfel und die Ansiedlung des Wanderfalken

in Hannover. Der regelmäßig darin

erscheinende "Avifaunistische Sammelbericht"

wertet die Meldungen der Vereinsmitglieder

aus und spiegelt die aktuelle Entwicklung der hannoverschen Vogelwelt wider.

 

 

 

Dieter Wendt

Bearbeitung 7/2016: Andrea Dörries

 

 

 

Info 1/1983