eingestellt am 20.8.2019
Aktuell
Pflegearbeiten im NABU-Betreuungsgebiet „Steinfeldsee“
Der NABU Hannover-Hemmingen betreut seit 1999 den Steinfeldsee im NSG „Alte Leine“, zukünftig
NSG „Leineaue zwischen Hannover und Ruthe“.
Der ehemalige Kiessee sollte laut Verordnung ursprünglich einer natürlichenSukzession überlassen werden und schon bald entstanden an seinen Ufern buntblühende und insektenreiche Brachflächen,
die Amphibien und Vögeln reichlich Nahrung boten. Inzwischen brüten dort drei Neuntöterpaare.
Leider hat sich auf den Flächen auch die Kanadische Goldrute angesiedelt, die sich stark vermehrte
und alle anderen Pflanzen zu überwuchern drohte.Wir mussten eingreifen und die Goldrutenbestände regelmäßig mähen.Unterstützt werden wir dabei von einer kleinen Schafherde, die zur Landschaftspflege am Steinfeldsee eingesetzt wird. Die Schafe fressen zwar Goldrute, aber leider nicht genügend und so müssen wir auch in diesem Jahr wieder mit der Sense nachhelfen.
Wiese mit Goldrute
Foto: Inge Scherber
Wiese nach Entfernung der Goldrute
Foto: Inge Scherber
Ansiedlung eines Neuntöterpaars nach Mahd
Foto: Klaus Finn
Deveser Feuchtwiesen
Südlich des Hemminger Ortsteiles Devese blieb innerhalb der weitgehend ausgeräumten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Börde ein kleinstrukturierter Landschaftsbereich mit feuchten Wiesen, mehreren Tümpeln und Teichen, mit Hecken und kleinen naturnahen Waldstücken erhalten. Knapp vier Hektar davon sind seit mehr als 20 Jahren Pachtgebiet des NABU-HVV.
Pachtflächen im Frühling
Foto: I. Scherber
Wir haben ein zweites größeres Amphibiengewässer angelegt und damit bessere Lebensbedingungen für die dort vorkommenden Erdkröten, Gras- und Teichfrösche, Berg-, Teich- und Kammmolche geschaffen, die im Frühling während der Fortpflanzung die Gewässer bevölkern. Den Rest des Jahres verbringen die meisten Amphibien auf den umliegenden feuchten Wiesen, in den Hecken und Wäldern, die sie hier gefahrlos erreichen können, ohne eine Straße überqueren zu müssen.
Die Wiesen werden weder gedüngt noch gespritzt sondern nur einmal jährlich gemäht. Auf Grund der schonenden Pflege haben sich Kuckuckslichtnelke, Wiesenschaumkraut, Scharfer Hahnenfuß, Wassergreiskraut und andere Wiesenblumen wieder ausgebreitet und bieten Hummeln, Bienen und Schmetterlingen Nahrung.
Wir haben aus heimischen Wildsträuchern Hecken gepflanzt, in denen Nachtigallen, Gelbspötter und andere heckenbewohnende Vögel brüten, so auch seit Jahren der Neuntöter.
Erfreulicherweise wurden angrenzend an unsere Pachtfläche privat drei Hektar Wald und Weide für den Naturschutz angekauft und zwei Hektar als Ersatzmaßnahme für die zur Zeit im Bau befindliche Umgehungsstraße (B 3 neu) erworben und gestaltet. Dort wurden nochmals drei Amphibiengewässer angelegt und breite Hecken gepflanzt.
Insgesamt konnten damit ca. neun Hektar für den Naturschutz gesichert werden. Die geplante Vernetzung mit dem Bürgerholz, einem naturnahen Laubmischwald, durch einen breiten Gehölzstreifen ist eine weitere Ersatzmaßnahme für die neue Umgehungsstraße
Ansprechpartnerin:
I. Scherber, (Vereinsadresse)
Der Steinfeldsee im
NSG „Alte Leine“
Die zeitliche Entwicklung
Seit dem Jahr 2001 betreuen Hemminger Mitglieder des NABU-HVV im Auftrag der Region Hannover den Steinfeldsee im NSG „Alte Leine“.
Die Stadt Hemmingen hat das Kiesabbaugebiet
1996 mit Landesmitteln für den Naturschutz gekauft.
Rohrdommel am Steinfeldsee
Foto: S. Lange
1999 stellte die damalige Bezirksregierung den nter Schutz und integrierte ihn in das Naturschutzgebiet „Alte Leine“, denn schon bald nach Beendigung des Kiesabbaus hatte sich das Gewässer zu einem wertwollen Rastplatz für durchziehende und überwinternde Vögel entwickelt. Gänse, Enten, Säger, darunter auch immer wieder seltene Arten, rasten in großer Zahl im Winter und während der Zugzeit auf dem Steinfeldsee. Nach den Kriterien der Staatlichen Vogelschutzwarte ist er daher ein „Gastvogellebensraum von landesweiter Bedeutung“.
Der Steinfeldsee ist seit seiner Unterschutzstellung das einzige Gewässer in Hemmingen, das keiner menschlichen Nutzung unterliegt, sondern ausschließlich dem Naturschutz dient.
Im Jahr 2000 führte der NABU-HVV mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Hemmingen größere Biotopgestaltungsmaßnahmen in mehreren Uferbereichen durch: Es wurden nachträglich Buchten, Halbinseln und Flachwasserzonen gestaltet. Hier entwickelten sich Schilfbereiche und damit Lebensraum nicht nur für Amphibien, Fische und Wasserinsekten, sondern vor allem auch für Vogelarten, die unbedingt Röhricht benötigen, wie Rohrammer und Teichrohrsänger. Seit 10 Jahren überwintern regelmäßig eine, in manchen Jahren auch zwei Große Rohrdommeln im Schilf des Steinfeldsees.
2010 wurden durch den NABU-HVV zusätzlich zwei Amphibiengewässer im Steinfeldbereich angelegt.
Neue Maßnahmen zur Biotoperhaltung und -verbesserung
Inzwischen waren die Bäume im Uferbereich so groß geworden, dass sie das Schilf allmählich beschatteten und es dadurch zu verdrängen drohten. Wir haben daher im Herbst 2015 Ufergehölze wie Weiden und Pappeln nach Abstimmung mit der Region Hannover angesägt und mit den Kronen voran ins Wasser geworfen. Die Stadt Hemmingen hat diese Pflegemaßnahme weitgehend bezahlt, wofür wir uns noch einmal bedanken möchten. Es entstanden auf diese Weise nicht nur ein strukturreicheres Ufer, sondern auch Ruheplätze für Grau- und Silberreicher, Kormorane und Enten sowie ideale Ansitzwarten für Eisvögel und Habicht. Selbst ein Seeadler nutzt inzwischen die im Wasser liegenden Baumstämme, um nach Beute Ausschau zu halten.
Einige Bereiche am See werden seit drei Jahren von einer kleinen Skuddenherde, einer alten und sehr anspruchslosen Schafrasse, so weit von Büschen und Bäumen freigehalten, dass eine halboffene Landschaft mit einzelnen Dornenbüschen entstand, ein idealer Lebensraum für die beiden Neuntöterpaare, die sich inzwischen dort angesiedelt haben. Auch Grau- und Grünspechte und zuweilen auch der Wendehals nutzen die durch Schafbeweidung kurzrasigen Flächen zur Nahrungssuche.
Vögel beobachten und bei der Betreuung mithelfen
Von der Beobachtungshütte aus lassen sich die Vögel mit etwas Glück und Geduld beobachten, ohne dass sie dadurch gestört werden. Besondere Beobachtungen bitte bei ornitho.de eintragen oder direkt Inge Scherber mitteilen. Die Entwicklung eines Gebietes lässt sich auch an Hand des Vorkommens von Brut- und Gastvögeln beurteilen. Dazu müssen die Beobachtungen aber gemeldet und archiviert werden.
Ansprechpartnerin: I. Scherber. (Vereinsadresse)